Um diese Jahreszeit herum verwenden wir dieses uralte, etwas altmodisch klingende Wort besonders häufig: Wonne. Wonnemonat. Wonnig.

Da drängt sich die Frage doch förmlich auf: Was bedeutet „Wonne“? Was hat „Wonne“ ausgerechnet mit dem Monat Mai zu tun? Was erwarten, erträumen wir uns? Und – ganz wichtig: Wo finden wir sie – die Wonne?

Dem werden wir jetzt einmal nachgehen. Wenn Du weiterliest, erfährst du ein paar vielleicht neue Aspekte dieses Wortes und seiner Bedeutung und findest einige Hinweise, wie Du Dein Leben wonnevoll oder wonniger gestalten kannst. Oder einfach: glücklich!

Bild Wonne

Das Wort Wonne: Laut Duden handelt es sich um ein Substantiv der gehobenen Sprache, das soviel wie „hoher Grad der Beglückung, des Vergnügens, der Freude“ bedeutet. Ursprünglich kommt das Wort aus dem Mittelhochdeutschen bzw. Althochdeutschen und bedeutet „Freude, Genuss“. Im Alphabet ist es irgendwo zwischen „Wonderbra“ und „Wonneproppen“ zu finden.

Wenn man nach Bildern zu „Wonne“ googelt, werden sehr viele Bilder von Tieren oder kleinen Kindern angezeigt. Und von Menschen, die meist in der Natur sitzen, die Augen geschlossen haben, ein leichtes Lächeln auf den Lippen… und nach innen zu lauschen scheinen. Von Menschen, die sich umarmen und die Welt um sich herum vergessen haben.

Wenn Du das Wort „Wonne“ hörst, woran denkst Du? Welche Bilder erscheinen vor Deinem inneren Auge?

Mir fallen (Überraschung!) sofort Katzen ein. Katzen sind die vielleicht wonnigsten Tiere, die es gibt. Sie können jeden Augenblick einfach genießen, so wie er sich gerade bietet. Jeder Platz ist recht, um sich für einen Moment zu entspannen, genüsslich zu räkeln, sich kraulen oder von der Sonne bescheinen zu lassen. So aufmerksam eine Katze auch ist – sie kann für Momente die Welt um sich herum vergessen und einfach nur SEIN.

Wann gelingt es uns schon mal, so tief in uns selbst zu ruhen, dass ALLES unwichtig wird? Selbstvergessen. Egal, was um mich herum geschieht, wie ich aussehe, wer mich sieht. Nichts ist wichtig, außer diesem einen Augenblick, diesem Gefühl, das so gut ist, dass es ewig dauern sollte. Ist das Wonne?

 

Wonne und Yoga

Im traditionellen Yoga spielt das Wort Wonne eine zentrale Rolle: Ananda. Ananda steht für unendliche Freude, Seligkeit, absolutes, grenzenloses Glück. In meiner Ausbildung zur Yogalehrerin haben wir immer gesungen: Anandoham – Ich bin Wonne. Ich BIN…

Es gibt dieses kleine, alltägliche Glück, das uns die Welt um uns herum vergessen lässt. So wie die Katze, die sich in der Sonne räkelt. Es „erwischt“ uns oft völlig unverhofft, manchmal wissen wir erst im Nachhinein, dass es da war. Dieser Moment, in dem wir ganz nah bei uns waren. Wo nichts Äußeres wichtig war, und es völlig egal war, wer uns gerade betrachtet oder bewertet.

Dieses kleine Glück ist letztlich ein Ausdruck des ganz großen, unendlichen Glücks. Unendlich bedeutet, dass es keinen Anfang und kein Ende hat. Kann etwas, das von außen kommt, unendlich sein? Ein Geschenk, ein neues paar Schuhe, ein schnelles Auto – all diese „Dinge“, die uns vermeintlich zum Glück fehlen? Natürlich ist es schön, sich einen Wunsch zu erfüllen, etwas geschenkt zu bekommen. Natürlich freuen wir uns. Aber irgendwann verlischt die Freude darüber auch wieder und wir sind wieder auf der Suche nach neuen Wünschen, neuen Dingen, die uns „glücklich machen“. Dinge kommen und gehen, so wie die Freude darüber. Nichts unendliches.

Warum denken wir ausgerechnet im Mai so oft an „Wonne“, warum ist es der Wonnemonat? Wahrscheinlich, weil der Winter nun endgültig vorbei ist, und die Sonne schon wärmt. Wenn sie denn scheint. Weil das Auf und Ab des Frühlings mit den Eisheiligen im Mai auch endlich beendet sein dürfte. Weil es – mit den vielen Hochzeitsfeiern – der romantischste Monat ist? Oder weil die Vorfreude (auf den Sommer?) bekanntlich die schönste Freude ist??? Liegt es wirklich nur am Wetter? Das schöne Wetter kommt und geht… wie wir gerade in diesem Wonnemonat deutlich zu spüren bekommen. Also auch kein Garant für „Wonne“…

Dann gibt es aber noch dieses große kleine Gefühl ganz tief in uns drinnen, das bleibt. Das ist auch da, wenn es dunkel ist und wir allein sind. Wir müssen nur an etwas Schönes denken, schon können wir es spüren. Das funktioniert am besten, wenn man einmal innehält und sich „er-innert“: Was bringt mich zum Lächeln? Was gibt mir ein Gefühl von Wärme im Bauch? Wann fühle ich mich so richtig rundherum glücklich?

Wenn ich dieses gute Gefühl selbst „produzieren“ kann unabhängig von äußeren Dingen oder Umständen, bedeutet das nicht, dass es immer in mir ist? Anandoham.

 

Wie kannst du dieses gute Gefühl in Dir zum Vorschein bringen und verstärken?

  • Wie wäre es mit einem Tagebuch? Vielleicht ein schönes gebundenes Buch mit leeren Seiten, in dem du alle schönen Momente der Freude festhalten kannst. Du kannst auch Fotos oder Zettel hineinkleben, die dich an „Wonnemomente“ erinnern.
  • Nimm Dir mindestens einmal am Tag Zeit, um dich zu erinnern, welche Wonnemomente Du in der letzten Zeit erlebt hast.
  • Frage Dich: Bei welchen Tätigkeiten, in welchen Momenten erlebe ich diese Momente der Freude ganz besonders? Wie kann ich mehr davon in meinem Alltag verankern? Was wäre anders, wenn mein Leben voller Wonnemomente wäre? Wie würde sich das auf mich und meine Umwelt auswirken? Wie würde ich mit anderen Menschen umgehen?
  • Nimm Dir vor, jeden Morgen und jeden Abend einen Moment für Deine innere Wonne zu „investieren“. Morgens, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, kannst Dir schon etwas Konkretes vornehmen, was dir wirklich Freude bereitet. Vielleicht fallen Dir mit der Zeit ganz neue, vielleicht verrückte Dinge ein, die Du sonst nie getan hast.
  • Abends blicke zurück und halte Deine Wonnemomente in Deinem Tagebuch fest. Wenn es nichts aufzuschreiben gibt, dann nimm Dir für den nächsten Tag vor, noch gezielter nach Wonnemomenten Ausschau zu halten. Sei dankbar für jeden noch so winzigen Augenblick, der Dich spüren lässt: Anandoham – Ich BIN Wonne.

 

Auch wenn es jetzt schon ein wenig spät im Mai ist und das Wonnewetter gerade Pause macht: Ich wünsche Dir einen wonnigen Mai … und nicht nur den!

Deine Bärbel