Nach diesem bombastischen Sommer kehrt so langsam Ruhe ein. Die Tage werden kürzer, das Licht wird sanfter, die Sonne strahlt golden – manchmal wärmt sie sogar noch…

Alles scheint ein bisschen langsamer zu gehen. Wir packen die Sommersachen ganz hinten in den Schrank und fangen an, uns auf kuschelige Abende bei Kerzenschein oder am Kamin zu freuen. Oder denken daran, endlich mal unsere –zigtausend Fotos vom Sommer zu sortieren, die Schubladen aufzuräumen, Tagebuch zu schreiben…

Letzte Woche war das „Erntedankfest“. Früher, als ich noch in die Kirche gegangen bin, war das immer mein schönstes Fest. Der Altar wurde geschmückt mit Obst, Gemüse, Ähren und Blumen. Und man dachte daran, Danke zu sagen.

Irgendwie scheint das aus der Mode gekommen zu sein. Oder wir nehmen uns nicht mehr die Zeit. Vielleicht warten schon die nächsten Projekte und Aufgaben auf uns, die es zu bewältigen gilt. Da kann man nicht einfach stehen bleiben und zurück schauen. Stillstand ist das Gegenteil von Fortschritt, sagt man…

Obwohl das gerade jetzt so gut tut. Und wichtig ist. Einfach mal stehen bleiben. „Innehalten“, nannte man das „früher“. Und vielleicht einmal kurz zurückschauen, auf das, was hinter uns liegt. Uns bewusst machen, WAS da hinter uns liegt, was wir alles schon geschafft haben. Was wir Schönes erlebt haben. Wofür wir dankbar sein können. Und vielleicht auch, worauf wir stolz sein können. Und natürlich genauso drauf schauen, was anders hätte laufen können, was wir daraus lernen können.

Ich zum Beispiel habe dieses Jahr den Sommer meines Lebens erlebt. Ich habe mein (Berufs-)Leben komplett auf den Kopf gestellt. Neben der Riesenfreude, endlich meinen großen Lebenstraum zu erfüllen, gab es auch Momente der Unsicherheit. Immer wieder. Und immer wieder Menschen, die mich ermutigten und wieder aufbauten. Und auch immer wieder Erfolgserlebnisse, auf die ich stolz bin.

Daneben hatte ich wunderschöne Erlebnisse zuhause in Mainz und auf Reisen: Barcelona im Frühling, Paris im Regen, Wanderungen am Rhein, in Rheinhessen und in der Eifel, barfuß laufen am Nordseestrand… Ich hatte Zeit und Muße, den Sommer zu genießen, in all seiner Schönheit!

Letzte Woche sind wir durch Weinberge gewandert, und beim Anblick der Trauben fiel mir alles wieder ein, was mir dieses Jahr geschenkt wurde: eine pralle Traube schöner Erlebnisse und Erfahrungen. Dafür bin ich dankbar.

Innehalten, zurückblicken, Danke sagen ist Achtsamkeit. Fühlt sich gut an. Und macht glücklich. Gibt Kraft für alles, was dann wieder auf uns niederprasselt an Aufgaben, Herausforderungen und neuen Themen.

Und wärmt uns im Winter… Denn der kommt bestimmt!