Stress macht krank. Aktuelle Studien zeigen, dass Stress eine der häufigsten Ursachen von schwerwiegenden Krankheiten ist. Aber wie kommt es, dass manche Menschen davon krank werden und andere nicht? Und – wie kann man es lernen, gesund mit Stress umzugehen? Diesen Fragen wollen wir heute nachgehen.

Manfred S. hat NUR Stress. Ständig will einer was von ihm. Gefühlt alle paar Minuten wird er unterbrochen, weil jemand etwas von ihm wissen will, nur mal so auf die Schnelle, zwischen Tür und Angel. Geht ja auch ganz schnell. Es macht ihn rasend! Jedes Mal muss er sich erst wieder einlesen, wieder von vorne beginnen. Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hat. Das raubt ihm kostbare Zeit. Zur Feierabendzeit hat er nicht mal die Hälfte geschafft von dem, was er sich vorgenommen hat. Er macht sich frustriert und unzufrieden auf den Heimweg. Von Tag zu Tag nervt es ihn mehr…

Bei Christoph H. gehört der tägliche Trubel zur Normalität. Es macht ihm nichts aus, dass alle durcheinanderrufen und gleichzeitig telefonieren. Wenn jemand ins Büro hereinschneit, ist Christoph der erste, der den Kopf hebt und bereit ist zu helfen. Dafür kann er abends ja in Ruhe arbeiten, wenn alle weg sind. Oder zuhause. Über den „angeblichen“ Stress von Manfred lacht er nur. Der weiß ja gar nicht, was wirklicher Stress ist. Er, Christoph, hat schließlich schon zwei Hörstürze gehabt. Sein Magen ist neuerdings auch etwas empfindlich. Aber hey – das gehört ja schließlich dazu, oder? Wer Erfolg haben will, muss auch Opfer bringen. No risk, no fun!

Zwei Haltungen zum Phänomen STRESS, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Und die beiden Charaktere sind nicht erfunden (lediglich die Namen)! Beide arbeiten im selben Unternehmen und haben ähnliche Arbeitsbedingungen.

Jeder tickt anders.

Für den einen, Manfred S., ist jede kleinste Störung bereits eine Zumutung. Er ist ein durch und durch strukturierter Mensch, der seinen Arbeitstag plant und sich jeden Tag daransetzt, seine „To Do-Liste“ Punkt für Punkt abzuarbeiten. Die Tipps aus dem Zeitmanagement-Seminar, das er vor Jahren besucht hat, beherzigt er alle – soweit es eben geht. Wenn nur die anderen nicht wären! Das Leben wäre so einfach, wenn man ihn einfach nur seine Arbeit machen ließe. Ohne Störungen, ohne Unterbrechnungen, ohne ständige Veränderungen.

Für Menschen wie Christoph H. hingegen ist der tägliche Stress das „Salz in der Suppe“ des Lebens. Ohne den Trubel würde er eingehen wie eine Primel. Dienst nach Vorschrift ist ihm ein Gräuel, und er freut sich über jede Abwechslung. Christoph meldet sich immer wieder freiwillig, wenn ein neues Projekt ansteht, denn nichts ist ihm so sehr verhasst, wie Routine. Warnungen seines Vorgesetzten, dass er sich zu viel aufhalst, schlägt er in den Wind. Schließlich will er ja noch Karriere machen.

Wie kommt es, dass manche unter einer gefühlten Belastung fast zusammenbrechen, während andere dieselbe Situation nicht einmal als belastend wahrnehmen?

Menschen sind unterschiedlich. Das zu erkennen, ist schon der erste Schritt zu mehr Gelassenheit. Einfach anerkennen, dass jeder anders, auf seine Art mit den Belastungen des Alltags umgeht. Mal besser, mal schlechter. Die einen sind spontan, chaotisch und kommunikativ; andere sind strukturiert, planen gern und lieben ihre Ordnung. Wieder andere sind kreativ und tanzen auf vielen Hochzeiten gleichzeitig. Und dazwischen gibt es noch eine Vielzahl an „Mischtypen“. Es gibt viele solcher Typen-Modelle, die versuchen, die unterschiedlichen Charaktere zu beschreiben. All diese Modelle haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen uns zeigen, dass wir nicht von jedem dieselbe Reaktion erwarten dürfen, die wir selbst zeigen würden. Dass nicht nur die Reaktionen auf Stress völlig unterschiedlich ausfallen, sondern auch die Art und Weise, wie wir am besten damit umgehen. Sie zeigen uns, wie bunt die Welt ist – und das ist wunderbar so.

Dennoch:  So unterschiedlich wir je nach „Typ“ mit Stressfaktoren umgehen – wir alle laufen Gefahr, von unserem individuellen Stress krank zu werden.

Positiver oder negativer Stress – die Dosis macht den Unterschied

Wir unterscheiden zwischen zwei Arten von (gefühltem) Stress, dem positiven Eustress und dem negativen Disstress. Um bei unseren Beispielen zu bleiben: Manfred empfindet ganz eindeutig negativem Stress. Christoph dagegen scheint den Stress förmlich zu brauchen, um sich lebendig zu fühlen. Er empfindet den Stress als „positiv“.

Negativer Stress wird als Belastung empfunden und führt unmittelbar zu einem unangenehmen Gefühl der Überforderung und den typischen Stressreaktionen wie Magengrummeln, Herzrasen, erhöhter Atemfrequenz. Man hat das Gefühl, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, seine Aufgaben nicht zu schaffen.

Beim Eustress hingegen fühlt man sich beflügelt und will zeigen, was man „drauf“ hat. Die Aufgaben sind zu schaffen und man hat das gute Gefühl, dass man dadurch nur Vorteile hat. Glückshormone werden ausgeschüttet und führen dazu, dass man sich sogar noch stärker fühlt. Wer positiven Stress hat, fühlt sich meistens glücklich und glaubt, ihm wachsen Flügel.

Das dicke Ende ist jedoch vorprogrammiert. Bei beiden – wenn sie nicht rechtzeitig die Reißleine ziehen.

Denn Stress – egal ob positiv, negativ oder gar nicht empfunden – macht auf die Dauer krank. Beim einen früher, beim anderen später. Manfred hat beste „Aussichten“, zum Griesgram zu werden und sich krank zu ärgern. Aber auch Christoph läuft Gefahr, krank zu werden – auszubrennen, wenn er nicht auf sich und seine Gesundheit achtet.

Die gute Nachricht: Wir können es ändern. Wir haben es in der Hand!

Natürlich hat Manfred es nicht allein in der Hand, wie viel Arbeit auf seinem Schreibtisch landet. Dafür sind meist andere verantwortlich. Vielleicht kann er auch nicht alle Störungen ausschalten. Was er aber kann, ist: Die Einstellung zu den Störungen ändern. Gelassenheit üben. Die Last der Verantwortung wieder dorthin zurück delegieren, wo sie eigentlich hingehört. Nein sagen lernen. Sich abgrenzen. Und loslassen. Damit er den Ärger nicht mit in den Feierabend nimmt.

Christoph kann lernen, sich ein stückweit zu strukturieren. Ein bisschen Ordnung und Planung tun ihm sicher gut. Man nennt das auch „Erdung“. Wieder die Füße fest auf dem Boden fühlen. Bei allem Spaß an der Arbeit auch Pausen und Auszeiten einplanen. Regelmäßige Bewegung und Entspannung in den Alltag einbauen.

Für beide gilt: Sie müssen lernen, auf sich zu achten. Auf die leisen Signale des Körpers und der Seele lauschen und sie ernst nehmen. Nicht erst, wenn es massive Beschwerden sind.

Mit Achtsamkeit die eigenen Grenzen erkennen

Achtsamkeit ist das gemeinsame Stichwort. Achtsamkeit bedeutet, sich selbst und die Umwelt wahrzunehmen. So, wie sie sind. Nicht sofort bewerten und (ver-)urteilen, sondern annehmen mit allen Facetten.  Und damit bewusst umgehen, in Ruhe und Besonnenheit den individuell passenden Weg finden und Schritt für Schritt gehen.

Die Fähigkeit, angemessen mit den täglichen Belastungen umzugehen und flexibel darauf zu reagieren, nennt man Resilienz. Die kann man lernen.

Workshop

Wenn Du Deinen individuellen Stressfaktoren und inneren Stressverstärkern auf die Spur kommen und Deine eigenen Bewältigungsstrategien erarbeiten möchtest, dann ist unser

Workshop „Stress – Nein Danke??!“

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Nächster Termin: 4. März 2017, 9:30 – 13:00 Uhr

Anmeldung einfach per E-Mail oder über das Kontaktformular.